Rückblick auf 2003
1. Schriftleitung des Jahrbuchs
Auch im Jahre 2003 stand Schwäbisch Hall unter dem deprimierenden Eindruck
der Finanzkrise, die vor allem den kulturellen Bereich der Stadt in Mitleidenschaft zog.
Besonders betraf dies unsere Mitarbeit im Hällisch-Fränkischen Museum
und die Schriftleitung des Jahrbuchs.
Herr Stadtoberarchivrat Dr. Andreas Maisch legte seine Tätigkeit als Schriftleiter, die er seit 1994 als Dienstaufgabe durchgeführt hatte, nieder. Ihm selbst und seinen Mitarbeitern im Stadtarchiv dankt unser Verein für die zehn Bände des Jahrbuchs "Württembergisch Franken" von 1994 bis 2003, deren hohes redaktionelles Niveau den schon vorher begründeten
Ruf des wissenschaftlichen Periodikums weiter gefestigt hat.
Im Verlauf des ersten Halbjahres 2003 konnte schließlich die schwierige Nachfolgefrage gelöst
werden und zwar auf ehrenamtlicher Basis:
Die Schriftleitung haben übernommen die Herren Professor Dr. Gerhard Fritz, Murrhardt, und Professor Dr. Gerhard Taddey, Neuenstein, unter Mitarbeit von Frau Stadtarchivamtsrätin Herta Beutter (AnlaufsteIle im Hällisch-Fränkischen Museum), Herrn Studiendirektor Herbert Kohl (Rezensionen) und Herrn Museumsleiter Dr. Armin Panter, alle Schwäbisch Hall. Mit diesem Neubeginn verbunden ist eine Anpassung des Jahrbuchs an geänderte Verhältnisse: Der Umfang der Bände soll vorsichtig auf geringere Seitenzahlen zurückgeführt
werden. Der Einband wird - ohne wesentliche Mehrkosten - modernisiert.
2. Jahrshauptversammlung
Die Stadt Öhringen feierte 2003
ihr 750jähriges
Stadtjubiläum,
ein guter Grund, zur Jahreshauptversammlung am 3. Mai 2003 dorthin einzuladen.
Der "Blaue Saal" im Schloss, dem Sitz der Stadtverwaltung, war ein
repräsentativer Rahmen für diesen Anlass. Bei den Wahlen zum Vorstand
und zum Ausschuss haben sich die bisherigen Mitglieder beider Gremien zur Wiederwahl
gestellt und wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Der Vorstand
setzt sich also wieder zusammen wie folgt:
Dr. Christoph Philippi, Schwäbisch Hall, Vorsitzender
Herbert Kohl, Schwäbisch Hall, stellvertretender Vorsitzender
Wolfgang Weirether, Schwäbisch Hall, Kassenverwalter Kurt Rück, Schwäbisch Hall, Kassenprüfer
Dem Ausschuss gehören derzeit 38 Mitglieder an.
Den Festvortrag zum Thema "Des Herzogs ungetreue Diener - Vögte und Amtleute in Altwürttemberg zwischen Legitimität, Korruption und Untertanenprotest" hielt Herr Professor Dr. Gerhard Fritz, Murrhardt. Herr Studiendirektor a.D. Werner Schenk führte nach dem Ende der Sitzung durch die Öhringer
Altstadt.
3. Aktivitäten des Historischen Vereins
Gemeinsam mit dem Förderkreis Hällisch-Fränkisches Museum wurden
zwei Exkursionen durchgeführt. Die erste Ausfahrt ging am 17. Mai zur
Landesausstellung in Bad Schussenried "Alte Klöster - Neue Herren,
Säkularisation im Deutschen Südwesten". Herr Professor Dr. Volker
Himmelein, Direktor des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart, hatte
es als Veranstalter der Ausstellung übernommen, die Teilnehmer unserer
Exkursion persönlich zu führen. Die zweite Ausfahrt am 15. November
nach Bernried zum Museum Buchheim am Starnberger See beeindruckte nicht nur
durch die interessante Expressionistensammlung, sondern auch mit der eigenwilligen
Architektur des modernen Baukörpers im parkartigen Gelände am Seeufer.
An der Veranstaltung der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht - Dimensionen
des Vernichtungskrieges 1941-1944" (Schwäbisch Hall, 31. Mai-13.
Juli 2003) hat sich unser Verein nicht beteiligt. Wir haben aber versucht,
das Thema mit zwei Vorträgen "Befehl und Gehorsam im deutschen Militär" (Referent:
Dr. Ludger Borgert, 18. Juni 2003) und "Die Aufarbeitung der NS- Verbrechen
durch die deutsche Justiz" mit dem Schwerpunkt auf Verfahren gegen ehemalige
Befehlshaber der Deutschen Wehrmacht (Referent: Kurt Schrimm, 25. Juni 2003)
zu begleiten. Leider ist es in beiden Vorträgen
nicht gelungen, den aktuellen Bezug zur Wehrmachtsausstellung zu finden.
Im Nachgang zu der Kunstausstellung "Marie Sieger (1886-1970) - Beruf: Malerin" die
von
November 2002 bis März 2003 im Hällisch-Fränkischen Museum stattfand
und mit einem außergewöhnlich schönen Begleitbuch (s.u. Schrifttum) dokumentiert ist, hat Frau Ursula Sieger, Schöntal, Tochter der Malerin, am 7. August 2003 dem Historischen Verein den künstlerischen Nachlass ihrer Mutter in einem notariellen Vertrag übereignet. Es handelt sich um 67 Titel (Gemälde und Grafiken), die einen umfangreichen, fast vollständigen Überblick über das Werk von Marie Sieger gewähren. Den Wert dieser Sammlung, die wir pflegen und bei Gelegenheit weiter ergänzen werden, schätzen wir um so höher ein, als sie von ihrer Thematik und der Person der Künstlerin
her unserer Region entstammt.
Am 29. Oktober 2003 konnte der neue Museumsprospekt öffentlich präsentiert und dem Museum übergeben werden. Der sechs Doppelseiten umfassende Flyer ist grafisch hervorragend gelungen und wird seine Werbewirkung entfalten. Die Drucklegung wurde durch eine Spende des Herrn Dr. jur. Wolfgang Ladewig, Vorstandsmitglied der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG i.R., über den Lions Club Schwäbisch
Hall finanziert.
Im Jahre 1873 wurde das seit 1856 in Künzelsau bestehende Museum unseres
Vereins nach Schwäbisch Hall verlegt und hier zunächst im Pulverturm,
dann im Gräterhaus in der Gelbinger Gasse und schließlich in der Keckenburg
mit ihren Nachbargebäuden untergebracht. Dieser Anlass wurde am 31. Oktober
2003 feierlich begangen: ,,130 Jahre Museum in Schwäbisch Hall".
Die Halbjahresprogramme für das Berichtsjahr dokumentieren eine lebhafte Tätigkeit in den zahlreichen Arbeitsgruppen und Vereinen, die mit unserem Verein kooperieren. Von diesem Bericht an wird aus Gründen der Konzentration darauf verzichtet, diese Veranstaltungen nochmals im Einzelnen aufzulisten. Die publizierten Halbjahresprogramme liegen bei den Akten der Geschäftsleitung
vor und werden dort archiviert.
Unter der Federführung von Herrn Dr. Otto Windmüller wurde eine Homepage erarbeitet, in der der Historische Verein für Württembergisch
Franken im Internet vorgestellt wird. Die Internetadresse lautet: www.wuerttembergischfranken.de.
4. Schöntaler Tage
Nach der Eröffnung des dritten Bauabschnitts des Hällisch-Fränkischen Museums im Sommer 2001 mit den bedeutenden Exponaten in der jüdischen
Abteilung legte der Vereinsvorstand das
Thema für die SchöntalerTage 2003 wie folgt fest: "... geschützt,
geduldet, gleichberechtigt. Die Juden im baden-württembergischen Franken
vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Kaiserreichs (1918)". 15 Referenten,
die zu der Tagung vom 29. Mai bis 1. Juni 2003 eingeladen waren, haben die Teilnehmer
mit interessanten Vorträgen in die kulturelle Entwicklung des deutschen
Judentums in den vom Thema umfassten mehr als drei Jahrhunderten eingeführt.
Die wissenschaftlichen Berichte beschäftigten sich im großen Überblick
mit der Rechtsstellung der Juden, mit ihren Berufsfeldern, mit der soziologischen
Organisation, dem religiösen
Hintergrund und mit kunstgeschichtlichen Schlaglichtern.
Sehr informativ wirkten neben den Vorlesungen zwei Exkursionen zur Besichtigung
von Synagogen und Friedhöfen und eine Fotoausstellung "Bet Hachajim - Haus des Lebens, Jüdische Friedhöfe in Württembergisch Franken" (Eva Maria Kraiss und Marion Reuter). Zu letzterer hat das Hällisch-Fränkische Museum einen schönen
Begleitband herausgegeben.
Die weitere Ausstellung "Ruth ,Sara' Lax, 5 Jahre alt - deportiert nach Riga, Deportation und Vernichtung badischer und württembergischer Juden" erinnerte an die verbrecherische Intensität, mit der die jüdischen
Menschen und ihre in Generationen geschaffene Kultur durch das Naziregime vernichtet
wurden.
Die wissenschaftliche Leitung der Tagung hatte Herr Professor Dr. Gerhard Taddey übernommen. Sein Einfluss hat sowohl der Vorbereitung als auch der Durchführung
der Veranstaltung ein hohes wissenschaftliches Niveau gesichert.
Es ist natürlich ausgeschlossen, die sehr inhaltsreichen, differenzierten
wissenschaftlichen Berichte und Analysen hier in den Einzelheiten darzustellen.
Dies bleibt dem Tagungsband vorbehalten, der in Kürze erscheinen wird. Dennoch
gibt es für den soziologischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Bereich
eine Konstante, die in den Referaten immer wieder anklang: Nach den Pestprogromen
des 14. Jahrhunderts und der Vertreibung der Juden aus den Städten wich
die Bevölkerung mosaischen Glaubens in ländliche Bereiche aus und beschäftigte
sich von dort aus mit kleinem Warenhandel und mit Viehhandel; damit wurde ein
wirtschaftlicher Bedarf der Landbevölkerung abgedeckt. Der Zugang zu Berufen
in Handwerk, Gewerbe und Dienstleistungen, die die Stadtbevölkerung ausübte,
blieb ihnen bis ins 19. Jahrhundert ebenso verschlossen wie die Schulbildung
und weitere Berufsausbildung. Unter dem Einfluss des Gedankengutes der Aufklärung
und der französischen Revolution setzte auch in den deutschen Ländern
die politische Emanzipation der Juden ein, im Königreich Württemberg
durch Friedrich I. Von 1807 an erließ er eine Folge königlicher Dekrete.
1828 erging das Württembergische Emanzipationsgesetz. Es eröffnete
der jüdischen Bevölkerung weitgehend den Zugang zu gewerblichen, handwerklichen
und akademischen Berufen und verpflichtete die jungen Leute zum Besuch der staatlichen
Schulen; hierzu gehörte auch die Studienberechtigung an den Universitäten.
Der "Schacherhandel" wurde abgeschafft. Innerhalb von ca. 20 Jahren
erholte sich der ver armte, bis dahin ohne jede Schulbildung perspektivenlose
Teil der Landjuden. Dieser Entwicklung stand die Reglementierung der jüdischen
Religionsausübung gegenüber. Der Ablauf der Gottesdienste, die Organisation
der jüdischen Gemeinden und die Ausbildung der Rabbiner als Gemeindevorsteher
wurde den Regelungen der protestantischen Kirche angepasst. Hiergegen leistete
ein Teil der jüdischen Geistlichkeit Widerstand: die vom Staat geforderte
Assimilation zerstöre die Jahrtausende alte jüdische Identität
und sei als Gegenleistung für die bürgerrechtliche Emanzipation unakzeptabel.
Die Entwicklung, die von jüdischer
Seite offenbar geduldig weiter betrieben worden ist, fand ihr grausames Ende
im Holocaust der Nazizeit.
Die kunstgeschichtlichen Referate befassten sich mit einer Neckarsulmer Haggada
(illustrierte Erzählung), mit jüdischer Symbolik auf Grabsteinen und mit der Unterlimpurger Synagogenvertäfelung, das für den Historischen Verein wohl interessanteste Thema. Auffallend ist ja der eigenständige malerische Stil dieses Kunstwerks im Gegensatz zur damals herrschenden Kunstrichtung des Barock. Die Referentin, Professorin an der Universität Wien, führte die Symbolik in der Synagogenvertäfelung auf Darstellungen zurück, wie sie schon 1300 Jahre vor Eliezer Sussmann in Synagogen nachweisbar seien. Letztlich seien diese auf spätantike Kunstwerke aus der Zeit des Hellenismus zurückzuführen. Und zu diesem Beharrungsvermögen des malerischen Stils stellte sie fest: "Das wird sich auch im nächsten Jahrtausend nicht ändern".
Am Samstagabend, dem 31. Mai, rundete ein Konzert des Maulbronner Kammerchores
unter seinem Dirigenten Jürgen Budday die Tagung ab. Die aufgeführten Werke jüdischer Komponisten wurden von dem um zahlreiche Gäste erweiterten Publikum mit großem
Beifall aufgenommen. Insgesamt darf man die Tagung als sehr erfolgreich bezeichnen.
5. Offene Abende
5. Februar 2003: Dr. Armin Panter, Aus dem Besitz
der Königin von England - Porträts des Hauses Hohenlohe-Langenburg
von Franz Xaver Winterhalter (1805-1873)
5. März 2003: Herta Beutter, Therese Fürstin zu Hohenlohe-Waldenburg
(1869-1927) und die Landfrauenbewegung
8. Oktober 2003: Professor Dr. Gerhard Taddey, Die Mediatisierung der Hohenlohischen
Fürstentümer
12. November 2003: Dr. Ingo Gabor, Die Wallfahrtskirche auf dem Einkorn bei
Schwäbisch Hall und weitere Werke des Würzburger Architekten Josef
Greising (1644-1721)
3. Dezember 2003: Albrecht Bedal, Städtebau und Stadtentwicklung in Hall-
Fragen und Antworten?
6. Schrifttum
Das Begleitbuch zur Kunstausstellung "Marie Sieger (1886-1970) - Beruf:
Malerin" ist Anfang des Jahres 2003 erschienen. Die biografische Würdigung
der Künstlerin wurde von einer Gruppe der Frauenakademie der Volkshochschule
Schwäbisch Hall unter Leitung von Frau Ariane Haack-Kurz M.A., Schwäbisch
Hall, sowie von Frau Herta Beutter und Herrn Dr. Armin Panter vom Hällisch-Fränkischen
Museum erarbeitet. Der Katalogteil enthält eine Auswahl der in der Ausstellung
gezeigten Bilder in technisch hervorragender Wiedergabe. Insgesamt ist hier
ein kleiner Kunstband von besonderer Qualität entstanden, der die Retrospektive
auf das Werk der Schöntaler Künstlerin sinnvoll unterstützt.
Band 50 der Reihe "Forschungen aus Württembergisch Franken" über
die Arbeitstagung im Kloster Schöntal im Mai 1999 "Zum ewigen Gedächtnis" wurde
am 21. März 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt. In acht Referaten
werden Formen des Totengedenkens aus alter Zeit bis in unsere Tage beschrieben.
Besondere Beachtung fand die Präsentation von Band 49 der "Forschungen aus Württembergisch Franken" am 3. Dezember 2003 "Michael Kern (1580-1649), Leben
und Werk eines deut
schen Bildhauers der Spätrenaissance" im Barocksaal des Hällisch-Fränkischen
Museums. Die Autorin, Frau Dr. Vera Schneider, Plochingen, stellte ihre Arbeit
in einem fesselnden Vortrag vor. Das Buch ist zu einem prachtvollen Band gediehen,
der schon vom Umfang her die an eine Dissertation gestellten Anforderungen
bei weitem übertrifft. Die fotografischen Belege, zum Teil mehrfarbig,
hat die Autorin überwiegend selbst aufgenommen, sodass Texte und Fotos
korrespondieren. Die Forchtenberger Künstlerpersönlichkeit des Michael
Kern III, des älteren Bruders des Leonhard Kern (Haller Bürger von
1620-1662), wird mit dieser ausführlichen Forschungsarbeit bezüglich
seines bildhauerischen Werkes in detaillierten kunsthistorischen Beschreibungen
und der Lebensumstände unter den schwierigen Bedingungen des 30jährigen
Krieges umfassend dargestellt. Dies ist ein Beitrag zur Geschichte unserer
Region von großem Wert und darüber hinaus das facettenreiche Portrait
eines sympatischen Mannes aus früherer Zeit.
7. Aus der Arbeit des Hällisch-Fränkischen Museums
Weitere Einsparungen in den Bereichen Finanzen und
Personal überschatteten das Jahr 2003. Die Reduzierung von Mitarbeitern und Geldern wurde durch eine Erweiterung des Verwaltungsüberbaus kompensiert, und den Einsparungen bei den verfügbaren Mitteln steht eine erhebliche Erhöhung der Summe für verwaltungsinterne Verrechnungen gegenüber.
Im Zuge der sicherlich notwendigen Verschlankung des städtischen Haushaltes wurden in der neu eingerichteten Kulturverwaltung zahlreiche Modelle zur räumlichen Reduzierung des Museums angedacht. Beim anschließenden Durchdenken der Vorschläge stellte sich jedoch heraus, dass die verschiedenen Konzepte nur unter erheblichem Kostenaufwand durchführbar wären, der in keinem Verhältnis zu den Einsparungen stünde. Da jeder Vorschlag eine Erwiderung erforderte, wurden viel Zeit und Energie von der eigentlichen Arbeit abgeleitet. Dennoch - so hoffen wir - bot das Haus ein vielfältiges
und interessantes Programm an.
a) Sonderausstellungen
Über den Jahreswechsel hinaus hing die Ausstellung "Marie Sieger (1886-1970) - Beruf: Malerin", die das Museum gemeinsam mit einer Gruppe der Haller Frauenakademie unter Leitung von Frau Ariane Haack-Kurz M.A. erarbeitet hatte. Zum Rahmenprogramm gehörte unter anderem eine Podiumsdiskussion über die Situation heute in Hohenlohe lebender Künstlerinnen, an der sich Gerda Bier, Gisela Hahn und Lore Jahnel beteiligten. Im Sommer 2003 übergab Frau Ursula Sieger, die Tochter der Künstlerin, den Nachlass ihrer Mutter geschlossen dem Historischen Verein. Die Ausstellung wurde im Herbst des Jahres im Städtischen Museum von Weißenhorn
bei Ulm gezeigt.
Am 4. April eröffneten wir die Ausstellung "Von den Oberämtern zum Landratsamt - 200 Jahre Behördengeschichte im Landkreis Schwäbisch Hall". Das beginnende 19. Jahrhundert hatte dem deutschen Südwesten eine umfassende territoriale und administrative Um- bzw. Neugestaltung gebracht. Eines der "Opfer" dieser Neuorganisation war die Reichsstadt Hall mit ihrem Territorium. Sie wurde ihrer Souveränität enthoben und Württemberg als Ersatz für an Frankreich abgetretene linksrheinische Gebiete einverleibt sowie der Aufsicht des 1803 eingerichteten Oberamts Hall unterstellt. In der Ausstellung wurden sowohl die Geschichte und Zuständigkeit der im späteren Landkreis Schwäbisch Hall aufgegangenen Oberämter
und des
Landratsamtes Schwäbisch Hall vorgestellt als auch die wichtigsten zeitgeschichtlichen Ereignisse dokumentiert. Die Exponate stammten größtenteils aus dem Kreisarchiv, das maßgeblich an der Konzeption beteiligt war. Unser Dank gilt Herrn Kreisarchivar Dr. Hans P. Müller
und seiner Mitarbeiterin Frau Monika Kolb M.A.
Das Jahr 2003 stand unter dem Motto "Jüdisches Leben". Den Auftakt zahlreicher Veranstaltungen und Ausstellungen bildete die vom Historischen Verein für Württembergisch Franken im Bildungshaus Kloster Schöntal veranstaltete Tagung "... geschützt, geduldet, gleichberechtigt ... - Die Juden im baden-württembergischen Franken vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Kaiserreichs (1918)". Im Rahmen einer Exkursion besuchten die Teilnehmer der Tagung die Eröffnung der Ausstellung "Ruth ,Sara' Lax, 5 Jahre alt, deportiert nach Riga - Deportation und Vernichtung badischer und württembergischer Juden" (eine Wanderausstellung des Bundesarchivs, des Staatsarchivs Ludwigsburg und des Stadtarchivs Ludwigsburg, erweitert durch Dokumente aus dem Kreisarchiv Schwäbisch Hall). Ruth Lax war erst fünf Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Mutter am 1. Dezember 1941 vom "Sammellager Killesberg" zum Stuttgarter Nordbahnhof getrieben wurde. Von dort wurde sie mit über 1000 anderen württembergischen Juden nach Riga deportiert und wenige Monate später erschossen. An Hand von mehreren Schicksalen wird in der Ausstellung die Leidensgeschichte der jüdischen Bevölkerung
im deutschen Machtbereich fassbar und konkret dargestellt.
In einem anderen Ausstellungsraum zeigten wir parallel: "Bet Hachajim
- Haus des Lebens. Jüdische Friedhöfe im württembergischen Franken
- Fotografien von Eva Maria Kraiss und Marion Reuter". Die beiden Fotografinnen
suchten über Jahre hinweg die Friedhöfe der Region auf, die in unterschiedlichem
Zustand noch erhalten geblieben sind. Zwar besitzen die Farbaufnahmen einen
dokumentarischen Wert an sich, ihr Reiz liegt jedoch auch in den vielseitigen
Formen der Grabsteine, der Symbolik und der besonderen Stimmung, die diese "Orte
des Lebens" ausstrahlen. Das begleitende Buch konnte über den Förderkreis
des Hällisch-Fränkischen Museums finanziert werden. Die Bilder hingen
anschließend im jüdischen Museum in Creglingen. Ab August wurde
die Ausstellung durch Fotografien von anderen, meist baulichen Zeugnissen und Überresten
jüdischen Lebens in unserer Region erweitert. Die Aufnahmen für "Spurenjüdischen
Lebens in Württembergisch Franken" stammen ebenfalls von Eva Maria
Kraiss und Marion Reuter. Das Angebot der Führungen durch die Ausstellung
wurde durch eine Exkursion - geleitet von Eva Maria Kraiss - zu den jüdischen
Friedhöfen
in Berlichingen, Hohebach
und Niederstetten erweitert.
In Zusammenarbeit mit dem Gerhard-Marcks-Haus, Bremen, dem Rijksmuseum Twenthe,
Enschede, und der Galerie Nouvelles Images, Den Haag, richtete das Hällisch-Fränkische
Museum die Ausstellung" The Song of the Sea - Bilder und Installationen
von Joseph Semah" ein, in deren Mittelpunkt Werke des in Bagdad geborenen,
in Israel aufgewachsenen und derzeit in Amsterdam lebenden Künstlers stehen.
Semah befasste sich seit Jahren intensiv mit der Vertäfelung der Unterlimpurger
Synagoge von Eliezer Sussmann. Seine Bilder und Installationen demonstrieren
seine Position als Künstler,
der das kulturgeschichtliche Erbe untersucht, das Judentum und Christentum
trennt und verbindet.
Zwei Ausstellungen im "Wintergarten" gehörten in die Reihe "Jüdisches Leben". Im Frühjahr zeigten wir: "Zeichen aus dem Nichts - Zweiundzwanzig Aquarelle zur Symbolik des hebräischen Alphabets von Dieter Franck (1909-1980)". In seinem Todesjahr brachte Franck zusammen mit Friedrich Weinreb das Buch "Zeichen aus dem Nichts" heraus, in dem seine zweiundzwanzig Aquarelle zum hebräischen
Alphabet abgebildet und kommentiert sind. Im darauf folgenden Jahr erschien
unter dem gleichen Titel postum eine Mappe in limitierter Auflage mit den im
Museum
ausgestellten Serigraphien nach den Aquarellen.
Von Jacob Abitbol, einem 1961 in Casablanca geborenen und seit 1989 in Schwäbisch Hall lebenden Künstler stellte das Museum eine Serie von Siebdrucken aus, die Psalmen, das Hohelied und andere jüdisch-religiöse
Texte in Bildern weniger illustrieren als vielmehr interpretieren.
Die Werke von drei weiteren Künstlern wurden im Wintergarten präsentiert:
Felicitas Franck zeigte Tiefreliefs mit Kinderdarstellungen, Thomas Achter
stellte eine Auswahl von Radierun- gen vor, und von Ruth Schefold waren graphische
Arbeiten
in verschiedenen Techniken zu sehen.
In Kooperation mit dem Zamoyski-Museum der Partnerstadt Zamosc und dem Büro
für Städtepartnerschaften zeigte das Hällisch-Fränkische
Museum im Rahmen der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen
des Vernichtungskrieges 1941-1944" die Text- und Bilddokumentation "Zamosc
und die Zamojszczyzna während der deutschen Besatzung 1939-1944" in
der Gartenschauhalle Schwäbisch
Hall.
b) Veranstaltnngen
Im Rahmen der Reihe "Jüdisches Leben" hielt Frau Dr. Edith Neumann einen Vortrag über die jüdische Malerin Käthe
Loewenthal, die zur gleichen Zeit wie Marie Sieger in Stuttgart studierte.
Helmut Fritz las und interpretierte an zwei Abenden Werke von Paul Celan. Die
Veranstaltungen wurden musikalisch begleitet von dem Klarinettisten Hans Kumpf.
Weitere Lesungen wurden im Museum angeboten; so stellte u.a. Viola Roggenkamp
Passagen aus ihrem Buch vor" Tu mir eine Liebe. Meine Mamme. Jüdische Frauen und Männer in Deutschland sprechen von ihrer Mutter".
Gemeinsam mit den hier lebenden Juden richteten Museum und Förderkreis zum internationalen Museumstag ein Fest aus, bei dem Köstlichkeiten aus der jüdischen Küche angeboten wur- den und ein Vortrag sowie zwei Konzerte und ein von Schülern aufgeführtes Theaterstück
auf dem Programm standen.
Ausverkauft war ein Konzert des Ensembles "Nagilah", das Synagogengesänge,
Jiddische, sefardische und israelische Lieder sowie Klezmermusik vortrug.
Mehrere tausend Besucher zählte das Museum bei der "Langen Kunstnacht 2003" im Oktober des Jahres. Eine Gruppe von in Hall lebenden Südamerikanern sowie die Deutsch-Finnische Gesellschaft übernahmen die Bewirtung. Zwei Konzerte und Führungen durch verschiedene Abteilungen sowie eine Ausstellung des Künstlerbundes Schwäbisch Hall im Vortragsraum des Museums und kurze Vorführungen des Leubeschen Puppentheaters zogen ständig neue Gäste an. Eine Reihe kleinerer Veranstaltungen, vor allem auch für Kinder, rundete das Angebot ab. Ende Oktober feierten Historischer Verein und Stadt gemeinsam den Umzug der Sammlungen von Künzelsau nach Schwäbisch Hall vor 130 Jahren. Die Festredner wiesen mit Nachdruck auf die regionale und überregionale Bedeutung des Museums hin und appellierten an die Stadtverwaltung, von einer Schließung oder auch nur Teilschließung des Museums abzusehen. Die Feier fiel in die Phase der Haushaltsdiskussionen, in deren Rahmen die Umnutzung von einzelnen Gebäuden des Museumskomplexes erörtert
wurde.
c) Sonstiges
Die gemeinsame Unterstützung des Museums durch den Historischen Verein und den Förderkreis hat sich durchaus bewährt. Eine große Zahl der aufgeführten Veranstaltungen konnte nur dank der Mitwirkung beider Vereine stattfinden. Auch bei den gemeinschaftlich organisierten Exkursionen nach Bad Schussenried, München und Bernried hat sich die Zusammenarbeit bewährt.
Vielfältig waren die Bemühungen, Gelder für das Museum zu beschaffen. Dankenswerterweise richtete eine Gruppe von Damen des Förderkreises einen Stand auf dem Haller Weihnachtsmarkt ein. Der Erlös aus dem Verkauf kam dem Museum zugute. Dank einer großzügigen Spende der Familie Dr. Wolfgang Ladewig über den Lions Club Schwäbisch Hall konnte endlich ein neuer Museumsprospekt herausgegeben werden. Allen Förderern des Museums sei herzlich gedankt. Unser Dank gilt den Mitarbeitern des Hauses, die trotz aller Belastungen auch 2003 hervorragende Arbeit geleistet haben. Für ihren unermüdlichen Einsatz für das Museum und den Historischen Verein möchte ich meiner Stellvertreterin, Frau Herta Beutter, herzlich danken.
Dr. Armin
Panter
Museumsleiter
8. Neue Mitglieder/Geschichtspreisträger
Im Jahr 2003 sind folgende Mitglieder neu eingetreten:
Dollinger Ursula, IIshofen
Frenzel Rainer, Braunsbach
Gräter Wolfgang, Rosengarten
Gronbach Günter, Zweiflingen
Honold Beate, Schwäbisch Hall
Kniep Jürgen, Freiburg
Werner Armin E., Theres
Der Geschichtspreis unseres Vereins wurde zum zwölften Mal an achtundzwanzig Schüler der Gymnasien in Württembergisch Franken für hervorragende Leistungen im Fach Geschichte verliehen. Den Preisträgern wird eine dreijährige kostenlose Mitgliedschaft einschließlich des Bezugs der Jahrbücher gewährt. Wir gehen dazu über, die Preisträger dann namentlich als Neumitglieder bekannt zu machen, wenn sie die Mitgliedschaft nach der beitragsfreien Zeit fortführen.
9. Förderer des Vereins
Der Historische Verein für Württembergisch Franken wurde im Berichtsjahr durch die nachfolgend aufgeführten Körperschaften, Wirtschaftsunternehmen, Banken und Privatpersonen finanziell gefördert:
Bausparkasse Schwäbisch Hall Hohenlohekreis
Rechtsanwalt Eberhard Knorr, Ulm
Dr. jur. Wolfgang Ladewig, Rosengarten-Westheim Landkreis Schwäbisch Hall Lions Club Schwäbisch
Hall Main- Tauber-Kreis
Stadt Schwäbisch Hall
Stiftung Würth, Künzelsau
Ohne die finanzielle Unterstützung dieser Institutionen und Personen könnten die umfangreichen Aufgaben, mit denen sich unser Verein befasst, nicht erledigt werden. Wir danken ganz besonders für diese ermutigende Unterstützung.
Dr. Christoph Philippi
Vorsitzender